Hof Sorgenlos

Das Boot hat ENDLICH einen Namen…

…und wenn man sich im Tierheim in Malchow bei meiner Namensgebung so viele Gedanken gemacht hätte, wie Andreas und Katrin über den Namen des Ruderbootes philosophiert haben, hieße ich heute wahrscheinlich Elisabeth-Isabella Edle vom Berg. Doch aus mir wurde schlicht Jella und aus dem Boot nach gefühlt tausend abgedrehten Ideen schlicht „Hofkahn“. Damit hat sich die Hof-Eigen-Kreation ganz knapp gegen eure Vorschläge, wie zum Beispiel „Angelglück“, „Olli Kahn“, „Jello“ und „Bluebell“ durchgesetzt. Und allen Einsendern von Vorschlägen (Birgit & Helga, Manu & Matthias, Nicole & Klaus und Sabine) danken wir mit jeweils einem Mini-Futterkörbchen am Ende der Erntesaison, die uns hier ganz schön in Atem hält.

Nach dem Löwenzahnhonig köchelte in unserer Hofküche das Holunderblütengelee und große Töpfe mit Holunderblütensaft und Holunderblütensekt warteten auf ihre Abfüllung. Parallel dazu entschied sich der erste Kirschbaum, innerhalb von zwei Tagen seine Früchte zur Reife zu bringen, sodass wir ohne große Verschnaufpause zur Kirschmarmeladen- und Kirschsaftproduktion übergegangen sind, die mit dem Leifheit Kirschentkerner, auf dessen Erwerb Andreas glücklicherweise bestanden hatte, auch richtig Spaß gemacht hat.

Bei der Ausbeute gab es ein Kopf an Kopf Rennen mit den Staren
die kamen zunächst vereinzelt und dann in großen Scharen.
Doch Andreas der Starenschreck
jagte häufig laut rufend die Scharen weg.
(Dichten für Anfänger Teil 1)

Übrigens kann ich schon allein Kirschen pflücken, indem ich entweder den Ast anspringe oder mich kurz auf die Hinterbeine stelle und nach ihm schnappe. Meine Zweibeiner loben meine Künste auch, doch ich habe das Gefühl, dass ich keine große Hilfe bin. Vielleicht liegt es daran, dass bei mir die guten nicht ins Töpfchen, sondern ins Kröpfchen kommen?

Neben der Obsternte gibt es natürlich auch tausend andere Dinge zu tun und so stand der Juni ganz im Zeichen der Außenanlagen und was soll ich aus meiner „Im Gras halb schlafend Beobachter Position“ heraus sagen: meine beiden Zweibeiner kämpfen gegen das unkontrollierte Wachstum - Ausgang ungewiss. Andreas hat in diesem Jahr zum ersten Mal das große Feld auf der Westseite mit dem Rasentraktor bezwungen, kleine Ahorn-Bäumchen inklusive. Auch die Schlacht gegen die Silberdisteln ist zwar in der ersten Runde gewonnen, aber noch nicht endgültig entschieden. Übrigens höre ich Katrin noch im letzen Sommer bei damals drei oder vier Exemplaren: „Oh, sind die schön!“ Die Bewunderung beschränkt sich mittlerweile auf Silberdisteln weit weg von zuhause am Wegesrand beim Spaziergehen.

Auch sehr schön zu beobachten sind die ersten Gewächshaus Erfahrungen. Ich nehme mich sehr zurück und grabe dort nicht nach Mäusen, mein Gefühl sagt mir, das könnte zur Reduktion meiner Leckerli-Portionen führen. Unser Glashaus beherbergt viele Kräuter, eine Schlangengurke, diverse Tomatensorten, Pepperoni, Paprika, Zucchini, Sellerie und bis vor kurzem: einen Kürbis. Als aus dem süßen Pflänzchen sehr schnell eine große Pflanze wurde, hat Katrin mal gegoogelt und nachdem sie gelesen hat, dass so ein handelsüblicher Kürbis bis zu fünf Meter über den Boden kriecht, wurde eine Notverpflanzung in den Garten vorgenommen. Zur Beruhigung aller Pflanzenfreunde: der Kürbis hat es überlebt. Auch die Schlangengurke, die von unserer Laiengärtnerin schön ungeschützt auf die Sonnenseite gepflanzt wurde und die laut Google gern im Schatten von Tomaten wächst, gedeiht bisher noch ganz prächtig. Mal sehen, wann die ersten Gemüsesorten zu ernten sind.

Fortschritte gemacht haben wir auch mit dem Aufräumen der Tenne und dem Einrichten der Werkstatt, in der übrigens auch Andreas Champignonkultur untergebracht wurde, nachdem sie auf der Suche nach der richtigen Temperatur durchs ganze Haus gewandert ist. Handwerkertechnisch hat Katrin die Werkstatt mit dem Schweißen des Briefkastens eingeweiht. Wie sie selbst häufig sagt, leidet sie an Junior Demenz und hat das vortrefflich unter Beweis gestellt mit dem Anfängerfehler par excellence: sie hat vergessen, den Schweißhelm aufzusetzen und sich gewundert, dass es so grell wurde. Ich lasse es einfach unkommentiert, denn Schadenfreude kann wie ein Bumerang zurück kommen. Ist mir nämlich gerade passiert.

Da kommt ein fremdes Auto zu uns gefahren, ich losgejagt, mich mitten auf dem Weg in Positur geworfen und gebellt wie blöd. War blöd, denn es waren Freunde, die von Andreas und Katrin erwartet wurden. Und es war der Auslöser für mein neues Erziehungsprogramm. Ich soll gästefreundlich werden und nicht mehr die Spaziergänger auf dem Weg anbellen. Außerdem darf ich nicht mehr versuchen, in Autoreifen zu beißen. Am Ende wollen die beiden noch, dass ich für alle den Schoßhund gebe. Denn wie heißt es doch so schön: „Reicht man ihnen die kleine Kralle, nehmen sie gleich die ganze Pfote!“

Als Birgit & Helga aus dem Auto ausstiegen, mochten wir uns sofort. Und wenn man so viele Streicheleinheiten bekommen kann, ist die Vorstellung, Schoßhündchen zu sein, vielleicht doch nicht so unattraktiv… Ich durfte die beiden dann auf unserem Hof herumführen und Andreas und Katrin sind mit ihnen noch in der näheren Nachbarschaft unterwegs gewesen mit Kaffee & Kuchen beim Schliemann Museum in Ankershagen, zur Kräuterkunde bei den Hexen in Penzlin, sie haben den Garten von Marihn gestreift und die Büdnerei in Lehsten erkundet.

Ich hab wie immer ein paar Fotos für euch eingefügt, denn ein Bild sagt doch mehr als tausendfaches Bellen (oder so ähnlich) und verabschiede mich mit den letzten Dorf-Neuigkeiten: Katrin und Andreas heißen jetzt nicht mehr „die Neuen“, sondern „die vom Acker“ - wir interpretieren das als erste Integrationsstufe!

Eure Jella