Hof Sorgenlos

Von den Tücken alter Häuser und des Lebens in der Provinz

Während Katrin in der großen Stadt für die Finanzierung meines Futters sorgt, ist es meine Aufgabe, den Hof zu hüten. Darin bin ich wirklich gut und ich nehme meine Arbeit auch sehr ernst.

Letzte Woche stellte Katrin die Papiertonne zur Abholung raus und ich legte mich daneben, um aufzupassen, dass auch alles gut funktioniert. Jetzt stellt euch vor, der Müllwagen kommt angefahren und nimmt die Tonne nicht mit - ich war empört! Katrin übrigens auch, als sie nach Hause kam. Am nächsten Tag rief sie bei der Firma an und erzählte mir abends, sie hätte die Tonne in einer bestimmten Position aufstellen müssen, damit der Müllwagen sie automatisch greifen und leeren kann. Das Ding stand nun aber falsch und der Fahrer des Wagens hatte Angst auszusteigen, weil ein großer schwarzer Hund neben der Tonne lag - der Beweis für meine Qualität als Wachhund! Allerdings ist die nächste Leerung für Papier erst in einem Monat und die Tonne war bis oben hin voll, hüstel…

Wie ihr wisst, sind wir fleißig am Werkeln, um unsere Ferienwohnung „Graukranich“ für die Sommerfrischler hübsch zu gestalten. Letzten Donnerstag stand auf dem Plan, die Bodenplatten zu nivellieren, um den Belag aufbringen zu können und die Wände sollten mit Tiefengrund gestrichen werden. Es ergaben sich jedoch leichte bis katastrophenmäßige Planabweichungen dahingehend, dass wir nach dem Lösen der Platten feststellen mussten, dass Dämmwolle außer ihrer bereits im Namen vorhandenen Funktion durchaus auch für den Bau von Tiernestern geeignet ist. Also Dämmung komplett raus, fassungsloses Bewundern der alten Holzdielen mit Haferkornbelag (ob der wohl noch keimt?) und Bestellung neuen Dämmmaterials (Lieferzeit mindestens eine Woche). Was soll’s, machen wir mit der Grundierung weiter. Eine Wand war ziemlich rissig, sodass Katrin vorschlug, doch an einer Stelle den Putz abzunehmen, um zu sehen, ob sich vielleicht noch eine vergessene Osterüberraschung dahinter versteckt. Kurzfristig gesehen eine ganz schlechte Entscheidung, denn nach dem ersten bröckelnden Putz lösten sich auch die ersten Mauersteine der frei schwebenden Ziegelsäule. Langfristig jedoch ein Gewinn für die Wohnung, denn außer einem Loch in der Decke blieb ein wunderbarer Holzbalken mit dahinter liegender Wand übrig. An dieser Stelle komme ich mit einem geklauten Spruch: „Wenn Dir jemand eine Zitrone reicht, frag nach Tequila und Salz!“

Wenn ihr das hier gerade lest, interessiert euch ja eigentlich eine fertige Webseite. Nun das ist für heute mein letztes Bonmot! Stellt euch vor, Mitte Juli werden wir endlich DSL bekommen, bis dahin hat die Telekom hier in der Diaspora keine freien Leitungen verfügbar. Im Zeitalter von Datenkarten ist das natürlich kein Problem, auch wir können auf dem Hof online gehen. Allerdings mit einer kleinen Einschränkung: die Signalstärke reicht nicht aus, Fotos hochzuladen. Wir werden daher die Fotos auf dem Landweg - vielleicht mittels einer Postkutsche? - nach Münster zur Agentur schicken.

In diesem Sinne alles Liebe vom Hof Sorgenlos, eure Jella