Hof Sorgenlos

Wo ist das Sommerloch und was ist das eigentlich?

Im Gegensatz zu vielen Kollegen der schreibenden Zunft mangelt es mir nicht an Themen, eher an der Zeit, sie in Worte zu fassen. Und so habe ich mich entschieden, im Juli einen zusätzlichen Beitrag zu veröffentlichen, denn kaum hatte die Brieftaube mit der letzten Postille den Hof Sorgenlos verlassen, überschlugen sich die Ereignisse hier.

Gitti & Günter, die ich schon vom Einzug meiner Zweibeiner im letzten Jahr kannte (Gitti hatte damals Leckerlis für mich dabei), kamen zu Besuch. Das mit dem essbaren Mitbringsel möge dem geneigten zukünftigen Besucher nur ein unauffälliger Hinweis sein, so ein Leckerchen für Hunde erhöht den Wiedererkennungswert bei meiner Spezies ungemein! Doch zurück zum Besuch: die beiden kamen nicht allein, sondern hatten Dora im Schlepptau beziehungsweise an der der Leine. Dora ist eine reinrassige Schäferhündin und im Unterschied zu mir als Mischling aus Labrador und Riesenschnauzer extrem graziös und elegant. Ansonsten ähneln wir uns als wohnlagebedingte Einzelgänger mit dem Job eines Wachhundes sehr. Und – geschuldet unserer Jugend – haben wir beide ein ungestümes Wesen. Wie also, frage ich mich völlig verwundert, können Menschen auf die Idee kommen, dass aus uns Freundinnen werden? Wir haben die üblichen Revierkämpfe veranstaltet, bei denen keine von uns nachgeben wollte, also haben unsere Zweibeiner dafür gesorgt, dass wir uns nicht mehr zu nahe kommen. Und mit dem nötigen Abstand hatten wir sechs dann doch viel Spaß und Dora und ich haben zusammen schwimmen gelernt. Für mich war das ganz einfach: Katrin watet so weit in den Torgelower See hinein, dass ich nicht mehr mitlaufen kann und dann ruft sie mich. Ich dann: wusel links, wusel rechts, hilfloser Blick ans Ufer, wusel vor und zurück und auf einmal paddeln meine Pfoten. Wie von allein. Und ich bewege mich auf Katrin zu. Als ich bei ihr ankam, hat sie mich ganz doll gelobt und ich war stolz wie Oskar!

Als dann am nächsten Tag Andreas und Katrin den Hofkahn zu Wasser gelassen haben und mir das alles viel zu langsam ging, setzte ich meine neuen Schwimm-Kenntnisse gleich in die Tat um und sprang vom Steg ins Wasser. Blöderweise war kein Land in Sicht, nur kilometerweit See und Schilf. Ein leichter bis mittelschwerer Panikanflug überrollte mich – aber Ambrosius* sei Dank – zog mich Andreas aus dem Wasser. Das Rudern auf dem See allerdings war echt witzig. Ich konnte ständig wunderbar im Weg sitzen oder laufen – die ungeteilte Aufmerksamkeit des Rudels war mir sicher!

Auch außerhalb des nassen Elements ist es mir gelungen, das Interesse meiner Zweibeiner über eine Woche lang zu fesseln. Denn so lange haben sie gebraucht, um herauszufinden, an welcher Stelle ich vom eingezäunten Grundstück entwische. Seit der Elektrozaun installiert ist, vor dem ich erfahrungsgemäß großen Respekt habe, ist es schwierig geworden. Letztens war es hier jedoch ziemlich stürmisch und ein großer Ast des Sauerkirschbaums brach ab und krachte zu Boden. Da war auch der Zaun weg und keiner außer mir hat es bemerkt – bis die beiden mich beim Entfleuchen sozusagen in flagranti erwischt haben. Seitdem suche ich nach neuen Ausbüchsmöglichkeiten.

Und bevor ich es vergesse: zwei Tage, nachdem ich euch geschrieben habe, dass unsere Laiengärtnerin im Gewächshaus ihr Glück versucht, haben wir die erste Schlangengurke geerntet, über die ich mich, da ich Gurken auch gern mag, natürlich schwanzwedelnd mit gefreut habe. Und wie ihr dem Foto links entnehmen könnt, sind weitere Exemplare im Wuchs begriffen. Auch die Zucchini hat sich prächtig entwickelt und ist in die Blütephase eingetreten.

Der ausgesetzte Kürbis kriecht auf die Stockrosen zu und hat schon ein kleines Kürbislein angesetzt. Und wenn es mit dem Nachbarn klappt, klappt es auch mit den Tomaten, denn seit Maik uns gezeigt hat, wo man „Schmarotzertriebe“ abknipsen muss, werden auch die grünen kleinen Kügelchen größer. Hab ich schon erwähnt, dass ich Tomaten liebe?

Wir genießen übrigens gerade eine Woche Urlaub mit Landschaftspflegearbeiten und ich hab immer schön die Nase am Geschehen und die Ohren gespitzt, um bloß nichts zu verpassen. Euch allen eine schöne Zeit und bis bald, eure Jella

*) Schutzpatron für Haustiere, Anm. der Hofberichterstatterin